Controlling 21

Dr. J. Schuhmacher

vg

Moderne Techniken / Features

Zurückhaltung

Einsatz modernster (wenig verbreiteter) Technologie gilt weit verbreitet als ergonomisches Risiko. Auch hier kommt es jedoch ausschließlich auf die anvisierten Zielgruppen an. Falls diese bereit sind, sich die modernste Technologie anzuschaffen, kann man sie einsetzen.

Generell gilt als Vorsichtsregel, dass grundlegende Informationen, welche die Kernkompetenz Ihres Auftrittes betreffen, einfach mit den Standardinstrumenten ohne weiteres zugänglich sein sollten. Wenn der Nutzer Zusatzfunktionen wünscht und dafür tiefer in den Internet-Auftritt hineingeht, so kann man durchaus höhere Ansprüche stellen, die jedoch die Zielgruppe erfüllen können muss. So kann man durchaus verlangen, dass jemand einen Warenkorb nur mittels temporärer Cookies oder einer sicheren Browser-Version komfortabel bedienen kann. Ferner darf man voraussetzen, dass jemand weiß, wie er einen Software-Download machen muss, wenn er Software beziehen will. Die Installation der Software auf dem eigenen PC wiederum übersteigt jedoch das Können der meisten Nutzer. Hier sollte man den Kunden die Handhabung durch beschriebene Automatismen erleichtern.

Unabhängig davon treten jedoch Wartungsproblem mit neuer Technologie tendenziell öfter auf als mit etablierter. Die dadurch entstehenden Wartungszeiten hätten über die geringere Verfügbarkeit der Systeme indirekt einen Einfluss auf die Ergonomie.

Der Zwang zum Herunterladen eines anderen Browsers oder eines neuen Plug-ins, um die Internet-Seiten zu betrachten, gilt weithin als gravierender Verstoß gegen die Ergonomie. Im Detail hängt dies sicherlich wieder von der Zielgruppe, deren Ziel, und dem Thema ab. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass die meisten Plug-ins oder Browser heute ein Datenvolumen im Bereich von MB besitzen und mit ISDN nur sehr zeitaufwändig herunter geladen werden können. Hinzu kommt, dass viele Nutzer nicht in der Lage sind, Software etc. zu installieren oder dies zumindest von sich befürchten. Überdies lässt sich bestimmte moderne Software auf älteren Systemen nicht mehr installieren!

Im Zweifel sollten Sie auf Ihrem Internet-Auftritt immer ein Alternativangebot ohne technischen Zusatzaufwand für den Nutzer parat haben.

Vorschaltseiten (Splash-Screens)

Zahlreiche Internet-Auftritte sind mit Eingangsseiten, Vorschaltseiten etc. ausgestattet. Sie sind heftig umstritten, da viele von ihnen keinen sinnvollen Inhalt bieten und den Nutzer nur bei der Erreichung seines Zieles (der eigentlichen Startseite) behindern. Verpönt sind inzwischen Flash-Einleitungen die weitläufig nur als "skip-intro" (überspringe die Einleitung) nach dem Schalter rechts unten zum Abschalten der Animation benannt werden. Das Hauptärgernis in den Augen der Nutzer ist, dass diese lange ladenden und inhaltsleeren Vorschaltseiten zwangsweise immer ablaufen. Und man sie auch beim hundertsten Besuch nicht automatisch abschalten kann.

Bei einem internationalen Auftritt kann unter bestimmten Umständen eine speziell gestaltete Ein-"Leitungs-"Seite jedoch ergonomisch sein, indem sie den Nutzer auf die sprachlich geeigneten Informationsseiten leitet. Noch ergonomischer ist jedoch, die Sprachauswahl in jeder Sprachvariante des Auftrittes selbst anzubieten.

Counter

Zahlreiche Ergonomen halten Counter (Besuchszähler) für einen direkten Verstoß gegen Ergonomie-Richtlinien. Das lässt sich jedoch nicht nachweisen. Es stellt sich eher die Frage, was dieser Counter als Information bei Ihrem Nutzer bewirken soll. Da die meisten Counter mit falschen Grundwerten ausgestattet werden können und grundsätzlich nicht richtig die wahren Benutzer zählen können, beachten viele Nutzer diese Zahlen sowieso nicht. Ein entbehrlicher Seitenbestandteil ohne positive Wirkung, der jedoch die Ladezeit der Seite unnötigerweise erhöht, wäre jedoch auf diesem indirekten Weg über die Effizienz ergonomisch wiederum fragwürdig.

Cookies

Technisch handelt es sich um einfache Textdateien mit einem langen und somit weitgehend einmaligen Identifizierungsschlüssel. Da vor allem in den USA durch die Verknüpfung von Cookies mit personenbezogenen Daten (Name und E-Mail-Adresse aus den Kontaktformularen) für Werbezwecke Schindluder getrieben wurde, stehen sie als Spionagewerkzeuge in Verruf. De facto handelt es ich jedoch nicht um Programme oder Trojaner, die von sich aus einen Schaden verursachen.

In Deutschland werden Cookies heftig diskutiert und gelten bei vielen datenschutzorientierten Redakteuren als das Ende der Persönlichkeitsrechte schlechthin. Erstaunlicherweise werden die in vielen Artikeln seit Jahren gegebenen Ratschläge zum Abschalten und Löschen der Cookies kaum umgesetzt. Auch die Tauschsysteme der Cookie-Pools/-Börsen, die den Einsatz für Werbezwecke ad Absurdum führen, werden kaum genutzt.

Dennoch sollte sich jede Firma den Einsatz von Cookies reiflich überlegen und im Zweifel eine andere Technik auswählen. Sie sind gemäß eigener Tests sowieso nur als temporäre Cookies innerhalb einer PC-Sitzung zuverlässig einsetzbar. Und es droht immer wieder die Gefahr, dass ein Journalist im Sommerloch eine Firma mit Cookies an den Pranger stellt. Grundsätzlich ist die deutsche Öffentlichkeit in puncto Persönlichkeitsrechte und Datenschutz sehr sensibel. Vermeiden Sie den Einsatz aller Techniken, die bei den Nutzern einen Verdacht in diese Richtung erwecken könnten.

Individualisierung

Noch vor wenigen Jahren als das erfolgsentscheidende Kriterium im Internet angepriesen, ist die Euphorie heute gewichen. Während eine Individualisierung im Bereich der Transaktionen Sinn hat, haben die meisten Nutzer in den Segmenten Information, Interaktion und Kommunikation heute keinen Bedarf mehr daran. Der erhebliche Aufwand steht hier in keinem sinnvollen Verhältnis zum erzielten Ergebnis. Ferner haben die meisten Nutzer Angst, bei einer Individualisierung der Inhalte etwas Wichtiges auszuschließen und somit zukünftig zu verpassen!

Aus ergonomischer Sicht bleibt festzuhalten: Eine Individualisierung des Layouts durch den Nutzer beinhaltet ergonomische Risiken, die umso bedeutender werden, je größer die Gestaltungsfreiheiten des Nutzers sind. Je mehr Farben er z.B. verändern kann, umso größer wird die Gefahr, dass der erforderliche Kontrast zu informatorischen Elementen zu gering wird.

Programmiersprachen

Eine der Nachteile des Internets ist das Fehlen von Tastatur-Abkürzungen für Funktionen. Ferner werden mit Tastatur-Abkürzungen oft bereits die Funktionen des Browsers angesteuert (z.B. Strg+F für das Suchfenster). Ausnahmen existieren jedoch. So kann man z.B. mit DHTML und Java derartige Effekte erzielen.

In Interaktionsmodulen ist es oft nicht möglich, If-Abfragen mit Variantenberechnung durchzuführen. Man muss i.d.R. wieder ganz an den Anfang und alles neu eingeben. Als Beispiel kann eine Reiseplanung dienen. Will man nach den erfolgten Detaileingaben wissen, wie hoch der Preis der Reise mit Fahrrad oder eine Woche später ist, so existieren derartige Schleifen nicht. Der Nutzer muss an den Anfang zurück und alles erneut eingeben.

Links werden heute teilweise mit JavaScript erstellt oder versehen, um neue Fenster oder Popups zu öffnen, statt die neue Seite im selben Fenster anzuzeigen. Für zahlreiche Nutzer stellt ein neues Fenster primär ein unerwartetes Problem dar. Auf jeden Fall unergonomisch wird diese programmiertechnische Möglichkeit, wenn damit gleichzeitig mehrere Fenster geöffnet werden, ohne dass der Nutzer dies wusste oder anschließend handhaben kann.
Es lässt sich in diesem Zusammenhang sogar ein zunehmendes Phänomen erkennen. Da aufspringende Pop-Ups sehr gern auf zwielichtigen Seiten eingesetzt werden, und dann beim Nutzer dazu führen, dass er aus dem Dauerfeuer sich öffnender Fenster nicht mehr entkommt, schalten einige Nutzer bereits beim geringsten Verdacht den PC ab und kehren nie wieder zu diesem Internet-Auftritt zurück.

Der berühmte Rücksprung funktioniert mit Javascript nicht immer wie geplant. (Gemeint ist: <a href="javascript:history.back()">zurück</a>). So gibt es Probleme, wenn man über einen externen Link oder eine Suchmaschine auf die Seite gelangt ist. Das kommt oft vor. Unergonomisch ist diese Art von Link auch auf einer 404-Fehlerseite. Auf solche Seiten verlinken nicht nur Suchmaschinen wie Google.

Helfen Sie dem Anwender, Fehler zu erkennen, zu verstehen und zu korrigieren. Dies betrifft vor allen Formulare. Z.B. lassen sich mittels client-seitiger JavaScript-Abfragen direkt im Formular viele Fehler früh abfangen und dem Nutzer verständlich darlegen.

Eingesetzte Automatismen dürfen jedoch nichts tun, was der Nutzer evtl. nicht will.

Mittels JavaScript und anderen Programmiersprachen lassen sich die Mauszeiger in Form, Farbe und Größe verändern. Die meisten Nutzer werden hierdurch verwirrt. Manche sicherheitsbewusste Surfer brechen den Besuch der Seite sofort ab, da sie einen Virus oder Hackerangriff befürchten.

Vor allem mit dem Einsatz von Java und JavaScript auf der Startseite sollte man vorsichtig sein. JavaScript ist vereinzelt aus Sicherheitsgründen von manchen Benutzern in deren Browsern ausgeschaltet. Java verlangsamt den Prozess des Bildaufbaues erheblich und ist in modernen Browsern keineswegs immer installiert! Ferner funktionieren beide Sprachen nicht auf allen internetfähigen Geräten (Web-TV, PDA, WAP-Handys).

Unerwartetes Server-Push oder Client-Pull

Vor allem bei unerfahrenen oder sicherheitsbewussten Kunden führen unerwartete Aktionen auf dem Bildschirm zu einer erheblichen Verunsicherung. Je nach Thema führt dies zum Image-Schaden für den Internet-Betreiber bis hin zu sofortigen Abbruch der Beziehung. Alle Tätigkeiten im Internet sollten folglich nicht automatisch ablaufen, es sei denn, der Kunde wird vorher darauf hingewiesen und hat sich damit aktiv durch Tastendruck einverstanden erklärt.

Klangdateien

Auch wenn viele Internet-Nutzer mp3-Dateien herunterladen. Die wenigsten wünschen (Hintergrund-) Musik auf Internet-Seiten, die automatisch startet. Erstens erhöht dies den Ladebedarf und somit die Wartezeit und zweitens werden vor allem Männer in der Konzentration auf den Text erheblich gestört. Entweder schalten die Probanden den Lautsprecher aus oder schließen den Browser! Die meisten Nutzer wünschen zumindest eine bei Bedarf abstellbare Musik.

Siehe hierzu auch Akustik

Session-Tracking mittels Session-IDs

Im Prinzip bedeutet Session-Tracking die Verfolgung einer Sitzung eines Nutzers. Technisch kann jedoch auch hier nur der PC verfolgt werden und nicht eine Person. Gelöst wird dies entweder mit einem Cooky oder einer Session-ID. Bei beiden Verfahren handelt es sich um eine lange Textcodierung. Bei den Session-IDs erhält der Browser des Nutzers auf der ersten Seite eines Auftrittes diesen Code an den Seitennamen angehängt, und er schleppt diesen sichtbaren sehr langen Schlüssel dann auch auf jede weitere Seite mit, die ein Nutzer aufruft.

Bei Session-IDs tritt oft das Problem mit dem Bookmarken der Seite auf. Häufig lässt sich die URL / der abgespeicherte Seitenname später nicht mehr verwenden, da der Server eine Fehlermeldung zurückliefert, weil der Schlüssel zeitlich abgelaufen ist!

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