Controlling 21

Dr. J. Schuhmacher

Doppeltes Booten, Doppelter Startvorgang

vg

Intel-Chipsatz auf MSI-Motherboards reduziert die Lebensdauer der angeschlossenen PC-Komponenten um ca. die Hälfte durch doppelten Boot-Vorgang.

Fehlerbeschreibung doppeltes Booten

Bei jedem Kaltstart (= Booten, nachdem das Gerät für mehr als 15 Sekunden ausgeschaltet und vom Stromnetz getrennt war) kommt es zu einem doppelten Boot-Vorgang. Dabei wird das System für ca. 5-10 Sekunden hochgefahren, dann abrupt ausgeschaltet sowie nach weiteren ca. 5 Sekunden Pause erneut hart unter Strom gesetzt und ein zweites Mal hochgefahren.
Der doppelte Boot-Vorgang betrifft alle Komponenten, welche vom Mainboard mit Strom versorgt werden, u.a.: M.2-SSD, RAM, Prozessor, Prozessor-Kühler, M.2-SSD-Kühler, sowie natürlich alle Motherboard-Schaltkreise und -Komponenten.
Bei einem Warmstart / Restart (d.h. ohne, dass man den PC vom Stromnetz trennt / den Stecker zieht) tritt das Phänomen nicht auf.
Hierzu habe ich Filme gedreht, welche diesen Fehler sowohl am Licht des Ein-Schalters als auch an den Ventilatoren des Motherboards zeigen. Die AVI-Filme lassen sich z.B. mit VLC betrachten. Auf dem ersten Film des mit LED versehenen Ein-Aus-Schalters kann man die Zeitintervalle der Ein-Aus-Schalt-Prozesse genau erkennen. Auf dem zweiten Film mit dem Ventilator ist durch die Masseträgheit sowohl der Einschalt- als auch der Ausschaltprozess selbstverständlich verlangsamt, da der Ventilator erst langsam andreht und beim Ausschalten nachdreht, bis er völlig stehen bleibt. Sofern Sie genau hinhören, können Sie jedoch den vorausgehenden harten Ein- und Ausschaltton der Relais etc. hören.

Folgen des Fehlers

Alle Hardware-Komponenten, welche ihren Strom direkt über das Motherboard beziehen, werden binnen weniger Sekunden mehrfach hintereinander unter Strom gesetzt und dann wieder hart abgeschaltet. Dabei handelt es sich um eine völlig unsinnige extreme Belastung der elektronischen Bauteile. Dadurch wird die Lebensdauer aller dieser Bauteile drastisch reduzieren. Insbesondere betrifft dies wertvolle und sensible Einheiten wie M.2-SSD, RAM und Prozessor, Kühler sowie alle Motherboard-Schaltkreise und Mainboard-Komponenten. Eventuell werden auch alle anderen Komponenten des PC-Systems - wie vor allem die Grafikkarte - kurzzeitig hart mit Steuersignalen angesteuert und so unnötig belastet.
Um dies zu vermeiden, muss man das gesamte Gerät ununterbrochen am Stromnetz lassen, was in Anbetracht heutiger ökologischer Forderungen angesichts des laufenden Stromverbrauches ein Unding ist und in Hinblick auf Gefahren wie Blitzschlag bei Gewittern auch sicherheitstechnisch nicht durchgeführt werden kann. Sowohl beim Intel-Chipsatz als auch beim MSI-Mainboard handelt es sich um teure, angeblich hochwertige Produkte, bei denen derartige Fehler nicht auftreten dürfen.

Genereller Fehler

Es handelt sich um ein generelles Fehlverhalten zumindest einiger MSI-Motherboards, das MSI bekannt ist, und unabhängig von der sonst mit dem Motherboard verwendeten Hard- und Software auftritt.
Der Fehler tritt laut Forumsmitgliedern auch bei anderen Motherboards von MSI auf - evtl. sogar bei anderen Herstellern. Beleg siehe z.B.: ZobRombie 16.09.2015, 18:06 - AW: Doppelter Bootvorgang bei Mainboard MSI X99S SLI Plus - Ich hatte diverse MSI Boards im Einsatz und bei jedem erfolgt dieses Kaltstart-Phänomen. Bei anderen Herstellern ist es mir auch untergekommen.

Hardware

Bei mir betrifft es die folgende Hardware: Mainboard / Motherboard: MSI X99S SLI Plus (zum Hersteller MSI) und als Prozessor: Intel Core i7-5820K, 6x 3.30GHz (zum Hersteller Intel).

Treiber

Alle Treiber wurden und werden regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Die Unterschiede aller getesteten BIOS-Varianten hatten keinen Einfluss auf das doppelte Booten. Die BIOS-Versionen 1.8 und 1.96 führten nur dazu, dass die M.2-SSD besser erkannt wurde.
Wie auf den Filmen zu sehen ist, liegt das Problem sowieso weit vor dem Laden irgendwelcher Treiber oder gar des Betriebssystems. - Es ist somit m.E. irrelevant, welche Treiberversion irgendwelche später erst startende Software hat.

Testergebnisse

Seit der Beschaffung des MSI-Motherboards im Juli 2015 habe ich das System nun 5 Monate getestet:
Die restliche Hardware sowie Software hat keinerlei Einfluss auf das Fehl-Verhalten (doppeltes Booten) des Motherboards.
Das doppelte Booten tritt bei mir seit Beginn / Kauf des neuen Motherboards im Juli 2015 ununterbrochen auf.
Es spielt keinerlei Rolle, ob man weitere oder andere externe Hardware an den PC anschließt. So habe ich diverse andere Monitore, zusätzliche USB-Sticks, externe Festplatten zu Testzwecken angeschlossen, welche keinerlei Einfluss zeigten.
Die Reduktion der RAM-Bausteine, oder das Umstecken derselben ändert nichts an dem doppelten Boot-Vorgang.
Auch das Betriebssystem hat keinerlei Einfluss auf den Fehler.
Es spielt auch keinerlei Rolle, ob man die interne HDD oder auch den internen Blu-ray-Brenner abschaltet / aussteckt. Der Fehler bleibt.
Auch mehrere andere getestete Tastaturen oder Mäuse veränderten nichts am Fehler.
Ferner ist es völlig irrelevant, ob man das System in der Normalkonfiguration oder übertaktet betreibt. Der Fehler bleibt bestehen.
Messen lässt sich der doppelte Boot-Vorgang der M.2-SSD z.B. ganz einfach durch Software-Tools wie Crystal Diskinfo, welches bei einem doppelten Kaltstart die Einschaltzyklen der auf dem Motherboard befestigten M.2-SSD um 2 Stellen nach oben zählt, während die HDD-Festplatten (intern und extern angeschlossene Festplatten) nur einmal gebootet werden. Alle indirekt an den PC / an das Motherboard angeschlossenen Dinge (wie HDD Festplatten), die ihre Stromversorgung direkt vom Transformator (PSU) erhalten, werden davon nicht betroffen und nur einmal gebootet / eingeschaltet.

Inakzeptable Antworten der Hersteller

Zahlreiche technisch präzise begründete E-Mails mit dem deutschen Support führten zu keinem befriedigenden Ergebnis und vor allem zu keiner Lösung des Problems.

MSI

Dieser generelle Fehler (des doppelten Bootens) ist MSI (zumindest bei diesem Motherboard) bekannt: Das Verhalten des Systems ist normal. Wenn das Gerät stromlos war, und Sie es einschalten, geht es kurz an, dann wieder aus, bevor es dann startet und betriebsbereit ist. - E-Mail des MSI-Supports vom 06.11.2015.
Der deutsche MSI-Support schiebt den Fehler auf Intel: Bezüglich, dass Ihr System zweimal beim Kaltstart startet, dies ist normal. Dies liegt am X99 Chipsatz von Intel. - E-Mail des MSI-Supports vom 07.09.2015.
Das System startet nur aus dem Kaltstart zwei Mal. Genaue Information zum Intel Chip, warum er dies macht, können wir nicht rausgeben. - E-Mail des MSI-Supports vom 08.09.2015.

Intel

Intel leugnet alles ab, behandelten einen inkompetent und stellt dann den Support ein.
Der klar beschriebene und mit Beweisen belegte Fehler wird bis heute kategorisch in Abrede gestellt.
Stattdessen wird man wie ein DAU mit immer weiteren völlig irrelevanten Fragen zugeschüttet, die nachweislich technisch nichts mit dem Problem zu tun haben.
Gegebene technisch präzise Antworten werden einfach ignoriert und erneut als Frage gestellt.
E-Mails werden weder komplett gelesen, noch verstanden, noch in einem auch nur halbwegs verständlichen Deutsch beantwortet. Vermutlich wurden zumindest Teile von einer Software aus dem Englischen brachial übersetzt.
So wird in einer E-Mail ohne Begründung mir deutlich gemacht, dass es sich um einen Anwenderfehler handelt und ich werde aufgefordert, ich solle nur ASUS-Komponenten verwenden, die zu meinem Board passen und freigegeben seien. - Aber ich benutze - wie ein halbes dutzend Mal Intel mitgeteilt - ein MSI-Board, und alle Komponenten wurden mir vor dem Kauf von MSI schriftlich als kompatibel bestätigt.
Trotz der vorgelegten Beweise anderer Nutzer und selbst MSI wird dann noch dreist behauptet, dass ich der einzige Kunde wäre, der solche Probleme hätte.
Mein mehrfaches Angebot, zur besseren Kommunikation mit den offensichtlich englischsprachigen Technikern den Fehler auf Englisch zu beschreiben und die gesamte Kommunikation auf Englisch zu führen, wurde von Intel abgelehnt.
Ferner lehnte Intel auch meine mehrfache Bitte ab, selbst und direkt mit MSI über den dort bekannten Fehler zu kommunizieren.
Danach stellte Intel den Support für mich ein. - Man wünscht bei Intel keine weiteren Fragen zu dem gravierenden Fehler.

Gesamtkonfiguration

Wie alle bisherigen Tests ergaben, ist die Konfiguration mit Hard- und Software irrelevant. Der Fehler tritt bei diesem MSI-Board mit Intel-X99-Chipsatz immer auf. Dennoch hier die notorisch wiederkehrenden Fragen beantwortend:

Normalerweise betreibe ich meinen PC in folgender Konstellation: Betriebssystem Windows 10, 64 Bit, täglich aktualisiert. - Prozessor: Intel Core i7-5820K, 6x 3.30GHz. - CPU-Kühler: Noctua NH-D15. - M.2-SSD: Samsung SM951 512GB M.2 AHCI, als Boot-Laufwerk C:. - HDD: Western Digital 6 TB Western Digital Green 6TB (WD60EZRX). - Mainboard / Motherboard: MSI X99S SLI Plus. - Laufwerk: DVD/BD-Brenner Asus BW-16D1HT Blu-ray/DVD Single und Dual Layer. - Netzteil: Be Quiet Straight Power 10 CM 700 W PC-Netzteil 700 W ATX. - RAM: G.Skill Ripjaws 4 F4-2400C15Q-32GRR (32 GiByte DDR4-2400-RAM). - Gehäuse: Fractal Design Define R5 PCGH Edition, Tower-Gehäuse. - Grafikkarte: MSI GTX 980 Ti Gaming 6G. - Monitor: Dell UP2715K. - Zusatzlüfter für die SSD: Noctua NF-F12 PWM. - Maus: Roccat Kone XTD, kabelgebunden. - Tastatur: Microsoft Natural Ergonomic Keyboard 4000, kabelgebunden.

Auch alle andere testweise angeschlossene Hardware sowie installierte Software führt ebenfalls zum doppelten Booten.

Kompetenz

Der Verfasser arbeitet seit über 30 Jahren als IT-Spezialist mit PCs (u.a. als Lehrbeauftragter einer Elite-Universität) und versteht etwas von dem, was hier als Fehler moniert wird.

Warnung

Solange beide Firmen sich weigern, den nachgewiesenen Fehler als solchen anzuerkennen und zu beheben, kann man nur vor dem Kauf derartiger Produkte warnen.

Hilfe

Bitte prüfen Sie Ihre eigene Hardware auf den Fehler und teilen Sie mir mit, ob dieser Fehler auch bei Ihnen Auftritt. Dazu benötige ich den Herstellernamen und die Motherboard-Bezeichnung (bitte den genauen Typ angeben, ideal mit Link zur Hersteller-Produktseite des Mainboards).

English

English Version Double booting - Intel's Chipset on MSI mainboards reduces service life of connected PC-components by about half.

Rückmeldungen und weitere Tests

Zwar hatte ich alle Computerzeitschriften im deutschen und englischsprachigen Raum weltweit angeschrieben, erhielt jedoch nur eine einzige Antwort per E-Mail, für die ich mich (mangels anderer) bedanke, die jedoch bezeichnend war: tomshardware.de antwortete am 17.11.2015 auf meine einheitliche Anfrage mit Verweis auf die detaillierten Informationen bei mir.
dieser zweifach gestartete Boot-Vorgang ist kein Fehler der X99-Chipsatzes, sondern existiert seit Jahren auf allen Intel-Chipsätzen und zwar bereits ab dem P35/X38 und sogar einigen noch älteren P-Modellen und angepasster Firmware. - Angeblich sollen Intel-Prozessoren seit dem Jahr 2007 betroffen sein.
Daraufhin habe ich alle eigenen PCs, die meiner Bekannten und die der von mir betreuten Firmen untersucht. Nicht ein einziger von mehreren Dutzend (vom billigsten Aldi-Laptop bis zur Workstation) zeigte dieses Phänomen des doppelten Bootens.
Ferner kaufte ich mir deshalb Anfang 2016 sogar einen nagelneuen X-77-Rechner. Auch bei diesem tritt der Fehler nie auf.
Ich wage deshalb die Aussage, dass diese obige Behauptung, welcher der Firma Intel (fast wörtlich) sehr nahe steht, nachweislich unzutreffend ist.
Dieses auch als sogenannter "Intel Cold-Boot-Bug" beschriebene Phänomen tritt jedoch fast immer nur dann auf, wenn der PC komplett vom Netz getrennt wurde. Nutzt man hingegen die EuP/ERP-Funktion und lässt ihn am Netz, tritt dies normalerweise nicht auf. - Das hatte ich schon selbst festgestellt.
Bezeichnend ist allerdings das fast immer des Spezialisten der Zeitschrift. Es gibt somit noch schlimmere Fehler-Zustände. Und in der Tat wurden mir inzwischen solche berichtet und traten auch bei mir auf.
Ein Nutzer mit X99-Chip und MSI-Board schrieb mir, dass bei ihm zuerst nur mein oben dargelegter Fehler auftrat, und nach einiger Zeit der PC immer zweifach bootete und heute sogar manuell zweifach gebootet werden muss, da er sich nicht mehr selbst reaktiviert. D.h. der PC schaltet sich inzwischen nach dem ersten Booten komplett aus, und man muss ihn hart mit der Einschalttaste neustarten. Dieser Fehler tritt bei dem anderen Nutzer immer wieder auf, bei mir trat er bisher nur vereinzelt auf.
Intel begründet dies damit, dass bestimmte, vom Standard abweichende Einstellungen, zunächst quasi vorgeladen werden müssen (Northbridge), damit der eigentliche Boot-Vorgang danach vollständig starten kann. Dieses Verhalten wird maßgeblich vom Microcode Intels bestimmt, den die Mainboardhersteller zwar implementieren, jedoch nicht selbst ändern können. Es ist laut Intel ein Feature und kein Fehler.
So sieht eben die Herstellerlogik in der Kundenkommunikation aus, falls der genau arbeitende Kunde einen Fehler findet. - Darf ich festhalten, dass Intel mir gegenüber das sogenannte Feature als nicht existent und in allen angeblich durchgeführten Tests als nicht nachweisbar bezeichnete? - Die Abschaltautomatiken der Pkw-Hersteller zur Einhaltung der geforderten Treibstoff-Verbräuche und Abgasgrenzwerte auf den Prüfständen sind laut Herstellerangaben ja auch ein gewolltes und vom Kunden gefordertes Feature, für das der Kunde gerne mehr bezahlt, und kein Betrug.
Wir diskutieren diese Unart seit dem ersten Auftreten vor über 8 Jahren und es hat sich bis heute nichts geändert. Einige Workarounds gibt es aber. So lassen sich viele Mainboards heute auch ohne diesen Pre-Boot starten, solange man z.B. an den Speichereinstellungen nichts ändert. Bereits das Ändern auf XMP-Profile beendet dann aber die Pracht schlagartig. Auch aktivierte Einstellungen wie z.B. "Power on PCIE" in den Energieeinstellungen des BIOS führen zu diesem Effekt. Diese Liste ließe sich noch ewig fortsetzen.
Um es verständlich zusammenzufassen: Es gibt keine Lösung. Jede Änderung am BIOS oder an sonstigen Details führt bei manchen X99-Chips auf manchen Boards zu diesem Fehler. - Das bestätigten auch alle meine weiteren Tests seit Herbst 2015.

Auch dem Hinweis mit dem Netzteil bin ich nachgegangen. Er ist weitgehend unzutreffend. Richtig ist zwar, dass alte, unterdimensionierte Netzteile früher solche Fehler produzieren konnten. Dies lag jedoch eher an anderen Dingen: Die Netzteile konnten generell die hohen Anforderungen moderner Chips nicht erfüllen. D.h. jede Chipaufrüstung im alten PC erfordert im Zweifel auch ein neues Netzteil. Wer hingegen bereits ein modernes Netzteil einer bekannten Marke besitzt und dieses gegen das teuerste Spitzenprodukt austauscht, wird jedoch den Fehler des doppelten Bootens nicht beheben können. Nur die Wahrscheinlichkeit der Schäden an der Hardware durch die doppelte Bootanzahl soll sich dadurch angeblich eventuell etwas verringern lassen, weil die besten Netzteile angeblich Spannungsspitzen, die bei jedem Booten auftreten, etwas sauberer glätten. (Wie gesagt: Eine ganz weiche Formulierung für ein paar hundert Euro Aufpreis.)

In einem Gespräch mit Ingenieuren eines SSD-Herstellers wurde aber betont, dass diese Schaltvorgänge für die Lebensdauer einer SSD nicht abträglich seien und mittlerweile sogar bei der Konstruktion berücksichtigt würden. Hier bietet die Nutzung von Markennetzteilen mit ordentlich dimensionierten Kondensatoren auf Sekundär- und Primärseite noch den besten Schutz gegen Spitzen. Aktuelle mechanische Festplatten fahren zudem eh verzögert hoch, aus gutem Grund, denn es hat sich nun mal seit Jahren herumgesprochen ;)
Abgesehen vom kleinen Seitenhieb, dass ich angeblich der einzige Mensch bin, der diese angeblichen Fakten nicht wüsste (den meisten Hardware-Technikern, mit denen ich inzwischen sprach, war das Phänomen ebenfalls unbekannt oder sie hatten nur vom Hörensagen davon etwas mitbekommen), habe ich auch jene Angabe nachgeprüft, dass angeblich alle Hardware-Hersteller darauf reagiert haben und die Festplatten sowie SSDs sicher seien. Kein einziger Hersteller wollte das so bestätigen. Ganz im Gegenteil teilten mir zahlreiche Techniker jener Firmen im Vertrauen am Telefon oder im persönlichen Vieraugen-Gespräch mit, dass selbstredend jeder Bootvorgang die Lebensdauer reduziert. Punkt.

Man kann derzeit somit mit aller Vorsicht folgendes festhalten:
Das Phänomen ist ein Fehler von Intel, den Intel mir gegenüber konsequent leugnete und gegenüber der Fachzeitschrift Tomshardware als Feature bezeichnet.
Der Fehler tritt nur bei X99-Chips auf.
Es tritt besonders bei MSI-Boards und selten bei ASUS auf.
Es scheint keine Lösung zu geben.
Wenn man den Fehler anspricht, wird man - von allen angeblichen Fach-Experten sowie dem Hersteller - als unwissender Laie, Nörgler etc. dargestellt.
Die Lösung besteht nur darin, den X999-Chip und vor allem MSI-Boards nicht zu kaufen, oder eben den PC ständig am Stromnetz zu lassen oder am besten ständig komplett anzulassen (= nie auszuschalten). Strom ist heutzutage ja so billig und derartige Stromverschwendung liegt bei Intel, MSI, und den Fachzeitschriften ökologisch offensichtlich im Trend. Ein Blitzeinschlag sollte auch kein Problem sein, denn offensichtlich sind weder der Chip noch das Board für einen längeren Betrieb als die Garantiezeit vorgesehen. Bei manchen Nutzern fällt das System bereits früher mit schwereren Schäden aus (s.o.).

Abschließend zur Klarstellung: Trotz meiner Kritik danke ich dem Antworter von Tomshardware. Das generelle Problem scheint darin zu liegen, dass heute kaum jemand mehr die Zeit besitzt, alle Systeme ausreichend zu testen. Und wenn dann Personen, die genau beobachten, etwas finden, wird dies eher pauschal in bekannte Schubladen einsortiert. Es ist bezeichnend, dass viele Hersteller es in vielen Ländern durchgesetzt haben, dass die gesetzliche Gewährleistung nur ein Jahr beträgt und die selbstgewährte Hersteller-Garantie kaum mehr darüber hinausgeht. Leider gehen weder die Finanzämter mit ihrer Abschreibung noch die meisten Nutzer bei hohen vierstelligen Summen in angebliche Spitzenprodukte von derart kurzen Lebensdauern aus. Ich bin einmal gespannt, wie sich die Hersteller in einem Schadensfall durch doppeltes Booten während der in Deutschland üblichen zweijährigen Garantiezeit verhalten. Vermutlich heißt es dann wieder: Ein klarer Fall von Anwenderfehler. Der PC wurde zu häufig gebootet.

Weitere Antworten erwünscht

Optimistisch gehe ich einmal davon aus, dass alle anderen Zeitschriften entweder noch keine Zeit fanden, meine Anfrage zu beantworten, oder die Antwort-E-Mail an mich verloren ging. (Letzteres wäre selbstredend meine Schuld.)

Ich freue mich wirklich über weitere Meldungen zu diesem Phänomen. - Im Gegensatz zu jenem ausländischen Nutzer, der mir ähnliches Leid mit den Worten klagte: Das ist leider inzwischen der heute übliche Schrott, den man nur noch überall erhält, bin ich - angesichts meiner hohen Investition in angebliche Spitzenprodukte von Intel und MSI sowie des täglichen Ärgers damit - nicht bereit, hier einfach darüber hinwegzusehen.

Dank

Ich danke allen Personen, welche sich bei mir mit Details gemeldet haben, und verspreche, auch weiterhin Fakten darüber zu sammeln und hier ggf. auch Lösungen dazu zu veröffentlichen, sofern ich irgendwelche finde.

Nachtrag: Nach einem neuen BIOS-Update auf AMI 1.F2 vom 13.06.2019 war der Fehler plötzlich behoben und das angebliche Feature von Intel abgestellt - nach vier Jahren Ärger.

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