Controlling 21

Dr. J. Schuhmacher

vg

Screen-Design

Layout = Screen-Design

Das Layout ist im überwiegend optischen Medium WWW äußerst wichtig. Statt Layout, wie im Druck, spricht man in Internet-Fachkreisen eher von Screen-Design. Dennoch umfasst der Ausdruck Layout die relevanten Kriterien.

Artis sola domina neccessitas

Die Grenze zwischen Kunst und Ergonomie ist fließend. Aufgabe ist es, einen guten Kompromiss zu finden zwischen künstlerisch schönem Design und Anwenderfreundlichkeit. Da Schönheit nicht zwangsläufig mit Ergonomie einhergeht, ist es aus Sicht der Ergonomie jedoch im Zweifel erforderlich, dass grundlegende menschliche Erfordernisse den Ausschlag geben. Im Englischen spricht man hierbei gern von UCD - User-centered Design - Anwenderorientierte Gestaltung. UCD ist somit das Gegenteil von Feature-centered Design. Dennoch wird mit dieser Feststellung nicht der überzogenen Forderung nach "form follows function" das Wort geredet.

Das Layout muss aus Firmensicht entsprechend der CI (Corporate Identity) und dem CD (Corporate Design) der Firma auch ein bestimmtes unverwechselbares Image bzw. eine besondere Anmutung transportieren. Ferner soll es den Inhalt unmerklich stützen, die Navigation erleichtern und den Seitenaufbau schnell gestalten. Das Layout muss zur Zielgruppe und dem Ziel der Firma (zum Beispiel dem beworbenen Produkt) passen. Ferner muss es die Ziele des Nutzers unterstützen (zum Beispiel Information sammeln, Interaktion durchführen, kommunizieren, Transaktionen ausführen). So wird verständlich, dass ein Transaktionsdesign für Online-Broker (oder der gesamte B2B-Bereich) wesentlich nüchterner und funktionaler ausfällt als ein Informationsdesign, das Kinder zu einem Spiel einlädt (der B2C-Bereich). In einem Shop erwartet man hingegen ein seriöses Design. Noch mehr Zurückhaltung erwartet man bei Banken und Versicherungen, die Vertrauen erwecken wollen. Am solidesten wirken die Nachrichten der Zeitungen: Schwarz auf Weiß!

Gemäß Untersuchungen in den USA wählt ein Nutzer generell nach folgendem Kosten-Nutzen-Denkschema aus: Was kann ich auf diesem Auftritt erhalten und was muss ich dafür tun. Die Antworten beruhen auf Vermutungen, die auf Erfahrung oder den Hilfestellungen beruhen, welche die erste Seite dem Nutzer anbietet. Der erste Eindruck ist somit entscheidend wichtig für den Nutzer.

Jeder neue Nutzer eines Internet-Auftrittes sieht sich zuerst einem undurchsichtigen und befremdlichen Ganzen gegenüber. Das Layout ist nicht l'art pour l'art, sondern es hat die ergonomische Aufgabe, ihm das Kennenlernen zu erleichtern, das Gefühl der Befremdlichkeit zu nehmen und ihm die strukturellen Details zu verdeutlichen. Hierbei arbeitet es mit den anderen ergonomischen Elementen effektiv zusammen.

Theoretisch geht es beim Design oder Layout um die perceived affordance - in etwa zu übersetzen mit den vom Nutzer wahrgenommenen (verwandten) Beziehungen zwischen Dingen. Theoretisch ist jedes Pixel auf dem Monitor anklickbar. Wird dem Nutzer in diesem Fall deutlich, wo es sinnvoll ist, hinzuklicken?

Neben physikalischen Begrenzungen, die im Internet-Design eine geringe Rolle spielen, existieren auch kulturelle Schranken und Zwänge, die das Layout berücksichtigen muss. Bei Letzteren handelt es sich um erlernte Konventionen (zum Beispiel wie Scroll-Balken funktionieren sollten - sie funktionieren im Übrigen nicht einheitlich, man denke zum Beispiel an die Hand im Adobe PDF, welche mit dem Papier sich in dieselbe Richtung bewegt).

Ein ergonomisches Design hat somit die Aufgaben, die Steuereinheiten dem Nutzer leicht wahrnehmbar und verständlich darzustellen sowie gewünschte Handlungen des Nutzers (möglichst analog seiner erlernten Konventionen) erkennbar zu machen.

Als Grundregeln für erfolgreiches Design kann man angeben:
Da Konventionen sich nur langsam verändern, sollte man sie im Zweifel befolgen. Allerdings gilt es zu prüfen, was eine etablierte Konvention ist und was nur Meinung. Auch ist dies kein Freibrief, ergonomische Fehler zu belassen, nur weil sich keiner mehr darüber beschwert.
Benutzen Sie sprechende Namen für Handlungen in Kombination mit einer grafischen Hervorhebung.
Der vorsichtige Gebrauch von Metaphern erleichtert manchmal den Einstieg. Allerdings verstehen nicht alle Nutzer die Bedeutung von Metaphern.
Wahren Sie die Kohärenz (sinnbildender Zusammenhang) und Konsistenz (logische Widerspruchsfreiheit) Ihres Wahrnehmungsmodells. Ein einmal eingeführtes Denkmuster muss überall weitergeführt und beibehalten werden.

Gefordert wird oft ein ästhetischer und minimalistischer Entwurf. Minimalistisches Design bedeutet jedoch nicht, eine hässliche Web-Seite aus dem Jahr 1994 zu reproduzieren. Gut aussehendes und ergonomisches Layout entsteht allerdings nur durch Spezialisten aufgrund sauberer Analysen und oft erst nach mehreren Entwürfen oder gar Relaunches.

Nun will ich noch die Kapitelüberschrift erklären: Artis sola domina necessitas bedeutet auf Deutsch: Einzige Beherrscherin der Kunst ist der Nutzen. Dieser Ausdruck wurde nach Semper unter anderem vom österreichischen Architekt Otto Wagner, von 1894 bis 1913 Professor an der Wiener Kunstakademie, für seinen epochalen Umbau mit Modernisierung der Stadt Wien verwendet. Denn genauso wie für Wohnungen und Häuser gilt auch für den Internet-Auftritt: Menschen halten sich dort nur gerne und lange auf, wenn es bequem sowie gemütlich ist. Man umschreibt diesen reinen 'Nutzstil' auch mit den Worten 'Schön ist, was praktisch ist.'

Persönlich vergleiche ich einen Internet-Auftritt gerne mit einem Museum. Selbstredend darf das Gebäude architektonisch 'schön' und 'ansprechend' sein. Aber das Museum ist Mittel zum Zweck, kein reiner Selbstzweck. Es darf somit nicht selbst das dominierende Kunstwerk sein, sondern es muss die darin ausgestellten Kunstwerke (Ihre Produkte und Dienstleistungen) im besten Licht erstrahlen lassen.

Seitenaufbau

Allgemeine Faktoren

Zwar ist besonders beim Seitenaufbau (Teilweise auch Design, oder Layout genannt) Kreativität unbedingt erforderlich, um einen USP - ein Alleinstellungsmerkmal - zu erzielen, aber dennoch gibt es ergonomische Rahmenbedingungen, die man nicht grundlos verletzten sollte.

Der einmal festgelegte Seitenaufbau sollte - sofern möglich - über alle Inhalte beibehalten werden. Dies trägt zur Konsistenz bei. Jede Änderung am Seitenlayout lässt den Nutzer stutzen und verunsichert ihn: Bin ich hier noch richtig? Oder habe ich evtl. den falschen Link angeklickt?

Grundsätzlich sollte im über alle Seiten identischen Kopf ersichtlich werden, wer (Firma, Behörde, Organisation, Person etc.) der Inhaber der Seiten ist. Hilfreich ist für die schnelle Wiedererkennung ein grafisches Logo. Dieses sollte jedoch auf allen Seiten in derselben Größe, Form und Farbe an der gleichen Stelle erscheinen.

Ein kurzer Seitenkopf, eventuell mit kleinem Logo etc., lässt mehr Platz für den wichtigen Inhalt.

Abhängig vom Thema ist meistens ein Foto am Seitenanfang weder für den Nutzer noch die indizierende Suchmaschinen-Software hilfreich. Grafiken am Anfang behindern das Indizieren der Roboter und die Orientierung des Nutzers. Der Nutzer wird irritiert, da Grafiken in der Regel erst später laden als der Text. Eine Ausnahme kann zum Beispiel eine Unterseite einer Bildergalerie oder eines Immobilien-Auftrittes darstellen. Dennoch sollte man auch hier eine Überschrift über das Foto stellen.

Horizontale Scroll-Balken durch ein zu breites Design sind unter allen Umständen bei den anvisierten Zielgruppen zu vermeiden.

Insgesamt ist es empfehlenswert, ein dynamisches Layout zu wählen, das sich dem Browser-Fenster / den Einstellungen des Nutzers anpasst. Dies erfordert unter anderem in Tabellen Angaben in Prozent statt in Pixel.

Die Startseite

Am wichtigsten von allen Inhalten ist die Startseite. In der Regel wird sie beworben und viele Nutzer steigen darüber ein. Sie ist in der Regel die Seite mit den meisten Aufrufen im Logfile. Abgesehen von den in den Kapiteln Text beschriebenen Details ist folgendes wichtig:
Der Einstieg sollte einfach gestaltet sein. Je komplexer die Startseite aufgebaut ist, desto größer ist die Gefahr, dass ein neuer Nutzer sofort aufgibt, ohne sich der Mühe der Analyse und des Weitersuchens zu unterziehen.
Auf der Startseite muss kurz und klar stehen, wer Sie sind und was Sie machen. Sie müssen dort die klassischen W-Fragen kurz und verständlich beantworten.
Die wichtigsten Aufgaben der Firma (ca. 1-4) muss man betonen und herausstellen.
Den Hauptkundenwunsch muss man bereits auf der Startseite hervorgehoben platzieren.
Alle Firmeninformationen müssen in einer Rubrik konzentriert sein.
Fotos auf Startseiten sollen einen Bezug zur Firma, den Personen und Produkten haben. Deshalb sollte man sich genau überlegen, ob man bezugslose Modells dafür einsetzt.

Beachten Sie jedoch, dass aufgrund der Suchmaschinen, jede Seite in Ihrem Auftritt potentiell die Einstiegsseite für einen Nutzer sein kann. Dies ist gemeint, wenn viele Experten vom nichtlinearen Gebrauch der Inhalte / Einzelseiten sprechen. Berücksichtigen Sie dies und ermöglichen Sie besonders den Quereinstieg über Suchmaschinen. Der Nutzer sollte sich somit auf jeder Seite im Grunde wie auf der Startseite empfangen fühlen. Dies gelingt nur mit strukturalistischen Mitteln. Textliche Begrüßungsformeln wie Willkommen auf unserer Website gelten bei vielen Nutzern als überflüssig und sogar störend.

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