Performanz / Geschwindigkeit
Ladezeit
Trotz einer weiten und steigenden Verbreitung von DSL und ISDN in Deutschland bildet die Lade- oder Antwortzeit noch immer eines der wichtigsten technischen Kriterien. (Zu den Zahlen siehe das Kapitel Hardware/Modem/Router.)
Mit leicht abnehmender Tendenz sehen befragte Nutzer die mangelnde Performanz als das größte Problem. Untersuchungen ergaben: Ab einer Antwortzeit von 2-4s sehen ... Benutzer den Arbeitsfluss als gestört an. Sie sind zudem bei der Arbeit weniger zufrieden und messbar weniger produktiv.
(Weinreich, Harald, Software-Ergonomie und das World Wide Web: 10 wichtige Leitlinien für die Gestaltung von ergonomischen WWW-Informationssystemen. Ähnlich Robertson, McCracken, Newell 79, S.31.). Andere Untersuchungen weisen darauf hin, dass nur bei Reaktionszeiten unter einer Sekunde von einer optimalen Arbeitssituation auszugehen ist.
Im Internet sind selbst bei Glasfaseranbindung derartige Zeiten unrealistisch. Im Internet gelten deshalb i.d.R. die ersten 10 Sekunden als entscheidend. Manche teilen die Performanz der Seiten folgendermaßen ein:
- Bis 8 Sekunden: sehr gut
- 8-12 Sekunden: gut
- 12-16 Sekunden: befriedigend
- 16-20 Sekunden: mangelhaft
- Über 20 Sekunden warten nur wenige Nutzer.
Hiervon entfallen jedoch bereits 1-2 Sekunden auf die client-seitige Anfrage sowie die server-seitige Bearbeitung der Anfrage. Ferner benötigt der Client-PC ca. 1 Sekunde für das Rendering, den Aufbau der erhaltenen Seite. Es bleiben somit knapp 7 Sekunden für die Übertragung. Dann sollte etwas sichtbar sein. Angesicht der noch verwendeten Modems ergibt dies bei einem breiten Zielpublikum etwa 40 KB als Dateigröße (ohne später nachladbaren Grafiken).
Aufgrund der erheblichen technischen Restriktionen im Internet bleibt als Folge nur, die Bedingungen im Internet relativ erträglich zu gestaltet.
Eigene Untersuchungen geben jedoch Anzeichen dafür, dass die Ungeduld der Nutzer eher zu- als abnimmt. Es ist deshalb fraglich, ob die auf Internet-Seiten öfter zu lesende Aufforderung "Bitte Warten" beim Kunden die erwartete Wirkung hat.
Lange Ladezeiten scheinen auch einen negativen Einfluss auf die Wahrnehmung des Internet-Auftrittes bei den Nutzern zu haben. Man vermutet nicht selten als Ursache unzureichende Organisation und minderwertige Qualität der Inhalte, was zu einem Imagenachteil führt.
Vor allem die Startseite muss schnell ladbar sein. Auf sie wird i.d.R. von Extern am öftesten verlinkt. Sie gibt dem Nutzer den ersten Eindruck. Und dieser ist in vielen Fällen entscheidend. Je detaillierte und auch fachspezifischer hingegen Unterseiten in den einzelnen Rubriken werden, um so eher hat ein Nutzer Verständnis für längere Ladezeiten.
Bei der Ladezeit stellt sich die subjektive Frage: Was ist lang?
Vincent Flanders, ein us-amerikanischer Kritiker des Internet soll einmal sarkastisch festgehalten haben: Springen Sie mit einem Fallschirm und ihrem Laptop aus einem Flugzeug. Geben Sie vorher in Ihren Browser die URL Ihrer Homepage ein. Beim Absprung drücken Sie die Return-Taste, so dass der Ladeprozess in langsamer Anschluss-Geschwindigkeit (heute evtl. Mobilfunk) beginnt. Sie dürfen die Reißleine Ihres Fallschirmes jedoch erst ziehen, wenn Ihre Homepage vollständig geladen ist!
Als Empfehlung kann ich den meisten Homepage-Besitzern geben: Springen Sie nicht aus Höhen unter 5.000 Meter ab oder optimieren Sie vorher Ihre Startseite! Ansonsten müssen es Ihre Erben tun.
Grundsatzfrage
Letztendlich kommt es bei der Performanz zur Grundsatzfrage:
- Worauf können Sie eher verzichten: auf Ästhetik oder auf Kunden?
Optimierungen
Kurze oder zumindest erträgliche Ladezeiten lassen sich auf mehreren Wegen erzielen.
Dokumentgröße
- Bieten Sie kurze Texte / Dokumente an.
- Falls Sie aufgrund der logischen Zusammengehörigkeit des Inhaltes einen langen Text anbieten wollen, so ermöglichen Sie die Teilladung, damit der Nutzer zumindest mit dem Lesen der ersten Zeilen beginnen kann, während der Rest lädt.
- Manche Quellen geben 30 KB andere sogar nur 20 KB als ergonomische Gesamtgröße (inklusive Bilder) für eine Seite an. Im ISDN-Land Deutschland werden üblicherweise 50 KB als Grenzwert angegeben.
- Insgesamt hängt die Dokumentgröße von der Zielgruppe und deren technischen Ausstattung, deren Ziel(en) sowie dem Thema des Internet-Auftrittes ab.
Grafiken
Siehe hierzu auch Bilder und Fotos.
- Benötigen Sie überhaupt Grafiken?
Wenn ja: Wie viele Bilder müssen es unbedingt sein, damit ihr Ziel bei Ihrer Zielgruppe erreicht wird? Verwenden Sie nur Grafiken, die einen Mehrwert zum Text bieten.
- In den USA existieren Berechnungen aus den späten 90er Jahren (Modemzeitalter), die davon ausgingen, dass man bei Bildern größer 10 KB je weiterem Kilobyte Datenmenge 1 bis 2 % der Nutzer verliert. (Sullivan, Terry, The Usable Web, 1996). Bei 20 KB Gesamtgröße einer Grafik würde man so 10-20% der allgemeinen Nutzer ohne besonderes Themeninteresse (die mit einem Modem ausgestattet sind) verlieren!
Ist Ihnen der dadurch erzielte Mehrwert an Qualität, Größe etc. dies wert?
- Allerdings legen us-amerikanische Untersuchungen auch nahe, dass qualitativ hochwertige Grafiken/Bilder mit zur Glaubwürdigkeit und dem Ansehen eines Auftrittes beitragen. Es gilt somit einen tragfähigen Kompromiss zu finden.
- Beachten Sie bei Grafiken unbedingt die technische Ausstattung der Zielgruppe. Falls diese noch mit dem Protokoll http 1.0 arbeitet, sind die Ladezeiten aufgrund der Protokolldaten deutlich höher als bei modernen Internet-Protokollen.
- Kann man einen Teil der weiterführenden oder größeren Grafiken auf Zusatzseiten auslagern?
Hierbei zeigt der Nutzer i.d.R. sein zusätzliches Interesse an den Details in einem größeren Verständnis für längere Ladezeiten bei der Unterseite. Je nach Ziel und Zielgruppe sind hierfür Kleinstbilder als Vorschau (so genannte thumbnails) hilfreich.
Allerdings sollte man diese verkleinerten Fotos nur dann einsetzen, wenn darauf das Wichtigste ohne Anstrengung zu erkennen ist, und ohne dass man den Inhalt beschreiben muss.
- Teilen Sie große Grafiken in mehrere kleine Teilbilder auf, die nacheinander geladen werden und wie ein Puzzle das Gesamtbild ergeben. Dies funktioniert u.a. durch den Einbau der Teilebilder in Tabellen.
- Den Browser-Cache nutzen. Grafiken, die identisch sind, sollten auch nur einen Namen besitzen und nur an einer Stelle (physikalischer Ort auf dem Server, Verzeichnis) vorhanden sein. Dies erlaubt das einmalige Speichern im Cache (Zwischenspeicher) des Browsers beim Nutzer und beschleunigt den Bildaufbau bei jedem erneuten Laden erheblich.
Als Umkehrung oder Erweiterung dieser Empfehlung gilt, dass Sie Grafiken möglichst oft wieder verwenden sollten.
- Um insgesamt Bild- und Grafikelemente oft wieder verwenden zu können, damit die Ladezeiten durch die Verwendung des Browser-Caches sinken, sollten viele derartige Elemente in kleine Einheiten unterteilt sein.
- Größenangaben aller Grafiken konsequent einsetzen:
Mit den richtigen Werten in den Grafik-Attributen HEIGHT und WIDTH wird das Rendering einer Seite (der Seitenaufbau im Browser des Nutzers) erheblich beschleunigt. Ohne diese Angaben oder bei falschen Werten, wird die Seite entweder erst aufgebaut (auch der Text wird oft erst sichtbar), wenn alle(!) Grafiken geladen sind, oder es erfolgt ein erneuter Bildaufbau, um die Grafiken richtig zu positionieren.
- Skalieren Sie niemals Grafiken im Internet. Die Größenangabe in den Feldern Height und Width müssen den wahren Daten der Grafik entsprechen. Das Vergrößern oder Verkleinern der Originalgrafik mittels dieser Angaben führen zu unergonomischen Ergebnissen.
Eine Ausnahme gilt für einfarbige oder transparente Farbklötzchen! Diese sollte man in etwa mit 5*5 Pixel abspeichern und dann skalieren. Eine zu große Skalierung (1*1 Pixel auf 1.000*1.000) erfordert hohe Prozessorleistung und verzögert den Bildaufbau.
- Wichtige Grafiken (besonders Bilder) sollten Sie mit Alternativtexten mit dem Attribut Alt ausstatten, damit die Seite auch ohne Grafiken bzw. bevor die Grafik vollständig geladen ist verständlich wird.
Dies betrifft jedoch nicht die so genannten Abstandhalter, meist transparente Grafiken im GIF-Format. Dort verwirren sie eher. Ferner sind sie bei kleinen Grafiken bei manchen Browsern (u.a. manche Netscape-Varianten) oft nicht lesbar, wenn die Grafik ein zu kleines Format aufweist.
Die Alt-Texte bei Bildern sollte man unbedingt kurz halten und nur das wichtigste Element im Foto beschreiben.
- Sie sollten die Kompression der Grafiken als Kompromiss zwischen (technisch) minimaler Ladezeit und (ästhetisch) erforderlicher Qualität in einem Grafikprogramm bestimmen. Hierzu bietet fast jedes bessere Grafikprogramm so genannte Reihen an, die z.B. ein JPG-Bild kontinuierlich komprimieren.
- Ferner sollten Sie die Größe (Breite und Höhe) der Grafiken in Pixel nach den anvisierten Zielgruppen und deren Bedürfnissen ausrichten. Oft reichen im Internet auch beschnittene Bilder oder Verkleinerungen aus.
- Bei Grafiken im GIF-Format sollten Sie die Farbanzahl so lange reduzieren, bis Sie und die anvisierte Zielgruppe tatsächlich wahrnehmbare Qualitätsverluste bemerken. I.d.R. reichen 64 Farben für hervorragende Ergebnisse, und oft sind 16 Farben sogar für viele Ziele ausreichend! Wichtig ist hierbei, dass Sie dies in logischen Bit-Grenzen durchführen: 16, 32, 64, 128).
- Interlaced oder Progressive Modus. Dies führt bei modernen Browsern zu einem sichtbaren schrittweisen Aufbau der Grafiken, wobei das Bild früh sichtbar ist, jedoch sich in der Qualität ständig verbessert. Hierzu muss die Grafik im Grafikbearbeitungsprogramm speziell abgespeichert werden.
- Fotos sollten zur Sicherung einer hohen Qualität i.d.R. im Format jpeg und Schrift als gif abgespeichert werden.
- Eine moderne Möglichkeit zur Verringerung der Ladezeit sind Portable Network Graphics (PNG) als Grafikformat, die jedoch nicht von allen alten Browsern unterstützt werden.
- Bereits beim Scannen lässt sich die Dateigröße auf das notwendige Maß beschränken. Es ergibt meist nur wenig Sinn, Grafiken für das Internet mit mehr als 600 DPI einzuscannen. Auch die Farbtiefe kann man bei einem guten Scanner bereits sinnvoll auf das Notwendige reduzieren.
Eine Ausnahme hiervon stellt der Print-Bereich dar: Wenn Sie z.B. für die Presse auf einer extra Seite hochwertige Fotos des Firmenvorstandes zum Download einstellen, so müssen die Anforderungen der Zielgruppe erfüllt werden. Diese besitzen dann auch die erforderliche Hardware oder die erforderliche Geduld.
Programmiertechnik
- Halten Sie die layouttechnische und damit i.d.R. programmtechnische Komplexität der Seite gering. Vor allem ältere PCs und ältere Browser benötigen sonst eine erhebliche Zeit für den Bildaufbau.
- Halten Sie die Anzahl, die Länge und vor allem die Verschachtelung der Tabellen gering.
- Verzichten Sie auf Java. Dies gilt besonders für Java-Applets.
- Setzen Sie externe und somit nur einmal zu ladende Cascading Style Sheets (CSS) für alle Formatangaben ein (an Stelle von Handformatierungen).
- Setzen Sie vor allem für Textabstände vorgegebene HTML-Tags statt Grafiken als Trenner zur Abstandsgewinnung ein (<p> oder <br> statt dem üblichen blank.gif)
- Verwenden Sie Normaltext statt als Grafik gesetzten Text (z.B. für Überschriften).
Server
- Gewährleisten Sie eine optimale Serveranbindung an das Internet.
- Stellen Sie einen ausreichend dimensionierter Server (Prozessor und RAM) zur Verfügung. Dies gilt besonders bei interaktiven Server-Applikationen und Datenbanken.
- Benutzen Sie statische HTML-Seiten statt dynamischem Seitenaufbau, wo immer möglich. Vor allem die tatsächlich frequentierten Auftritte besitzen ein Datenbanksystem mit dynamischen Inhalten, von dem regelmäßig statische Abzüge erstellt und auf dem Server abgelegt werden (siehe z.B. heise.de).
Qualitätssicherung
- Testen Sie zu unterschiedlichen Zeiten Ihre Seiten auf verschiedenen Systemen mit unterschiedlichen Anschlüssen an das Internet.
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