Controlling 21
Dr. J. Schuhmacher
Grundsätzlich gilt, dass man moderne Technik nur zurückhaltend einsetzen sollte.
Es existieren heute zahlreiche HTML-Editoren. Die meisten vergrößern den Quellcode ohne technischen Grund erheblich. Letztendlich führt kein Weg zu einem optimierten Quellcode an der Handprogrammierung vorbei. Zwar haben die meisten WYSIWYG Editoren inzwischen die gröbsten Inkompatibilitäten abgelegt. Dennoch sollte man bei deren Einsatz zumindest am Ende den Code mit einem Spezialtool bereinigen. Dringend abzuraten ist noch immer von Office-Programmen, die angeblich auch jeden Inhalt in HTML konvertieren können. Das Ergebnis führt, falls es in einem Browser überhaupt lesbar sein sollte, zu nicht mehr akzeptabel langen Ladezeiten.
Noch größere Vorsicht ist bei Browser-spezifischen Funktionen angebracht. In der Regel sind diese Funktionen nicht nur auf anderen Browsern nicht sichtbar, sondern rufen noch andere Probleme hervor. Halten Sie sich an die abgesegneten Standard-HTML-Vorgaben, die seit mindesten einem Jahr allgemein anerkannt sind.
Das Problem der mangelnden Persistenz der Daten im Internet führt dazu, dass zahlreiche Nutzer (zu Recht) befürchten, einmal gefundene Inhalte zukünftig nicht mehr wieder zu finden. Hieraus erwachsen individuelle Lösungen der Benutzer:
Sie drucken Inhalte aus. Hierbei stellt die mangelnde Drucktauglichkeit vor allem der HTML sowie Datenbankinhalte das größte Hindernis dar. Als generell ergonomische Lösung bietet sich dazu das Format PDF an. Andere oft komplexe Drucklösungen im Internet vermochten bisher nicht alle Anwender zu überzeugen. Dies gilt vor allem, wenn man die Druckdatei dann auch noch zusätzlich speichern möchte für einen späteren erneuten Ausdruck.
Andere sichern Inhalte auf der eigenen Festplatte. Hierbei stellt vor allem die Dateibenennung das Hindernis dar. Lange Zahlenkolonnen aus den Datenbanken oder sehr lange Titel im Titel-Tag führen zu kaum wieder erkennbaren und somit kaum wieder auffindbaren Dateien. Deshalb empfehlen sich einfache sprechende Namen wie 'produkte.htm'.
Ein weiterer Grund, der für den Einsatz von PDFs spricht, ist, dass Menschen das Lesen von Texten am Monitor als schwieriger und ermüdender empfinden als auf Papier. Auch die Leseleistung liegt am Monitor nachweislich deutlich unter den Werten auf Papier. Gründe dafür sind die geringe Auflösung, feste und oft als unangenehm empfundene Sitzposition des Menschen am PC sowie Spiegelung/Reflexion und das Flimmern des Monitors. Zahlreiche Nutzer drucken sich deshalb - vor allem längere Texte - sehr häufig (auch bereits zum erstmaligen Lesen) aus.
Das PDF sollten Sie im Idealfall in der Form: schwarzer Text auf weißem Hintergrund anbieten. Jedes Foto und vor allem jede Hintergrundfarbe führt bei den heute weit verbreiteten Farbtintenstrahldruckern zu zeitraubenden und teuren Ausdrucken beim Nutzer. Selbst im günstigsten Fall wird der Kunde sowieso nicht die Offsett-Qualität Ihrer gedruckten Broschüre erzielen. Das ergonomische Ziel besteht somit in der Erstellung eines mediengerechten PDFs.
Verzichten Sie im Zweifel im PDF auf eine gute Fotoqualität oder sogar ganz auf Bilder, wenn die Ladezeit dadurch extrem ansteigt. Legen Sie jedoch bei der Konvertierung Wert auf eine sehr hohe Schriftqualität.
Falls Sie große Dateien in PDFs konvertieren (zum Beispiel Handbücher), so sollten Sie über eine logische Untergliederung in einzeln ladbare Kapitel nachdenken. Meine Untersuchungen sehr vieler Internet-Auftritte belegen, dass erstaunlich viele Nutzer lange PDF-Downloads abbrechen.
Seit 1995 existieren Frames, die 1998 standardisiert wurden, und spalten die Internet-Nutzer bis heute. Ein pauschales Ergonomieurteil kann nicht gefällt werden. Sie müssen die Vor- und Nachteile angesichts Ihrer anvisierten Zielgruppen und den Zielen selbst abwägen.
Die Vorteile der Frames sind: Sie können feststehende, teilweise nicht mit-scrollende Bereiche definieren. Zudem wird die Teilladung von Inhalten ermöglicht, ohne dass alle unveränderten Elemente (zum Beispiel Navigation und Kopf-, Fußbereich) erneut geladen werden müssen. Dies führt zu einer geringeren Ladezeit und somit einer höheren Performanz. Schließlich wird die Pflege der kleineren und einfacher programmierten Inhaltsteile erleichtert.
Die Nachteile der Frames sind allerdings erheblich: Die URL der Inhaltsseite ist für den Laien oft nur schwer erkennbar. Auch die Verlinkung zu einer bestimmten Inhaltsseite ist für den Laien oft unmöglich. Zudem kann er keinen Bookmark / kein Lesezeichen zu Unterseiten setzen. Falls dem Profi die Verlinkung gelingt, fehlen dann in der Regel die restlichen Frame-Teile, da sie oft nicht automatisch nachgeladen werden. Dadurch wird eventuell die Navigation unmöglich. Zudem wird das Ausdrucken von Inhaltsseiten für den Laien erschwert. Der Ausdruck aller Frames zusammen wird je nach eingesetztem Browser ebenso erschwert. Manche älteren Browser können bei Frames die Rücksprungtaste nicht korrekt einsetzen. Jedoch wird auch das logische Verständnis der Navigation beim Nutzer nachteilig beeinflusst, da sich bei einer Navigation in einem eigenen Navigations-Frame dieser nicht ändert. Das widerspricht in der Regel den Erwartungen des Nutzers. Hierdurch kann bei ähnlich aussehenden Inhaltsseiten die Orientierung erschwert werden. Ferner kommt die Indizierungs-Software mancher Suchmaschinen mit Frames nicht klar. Überdies ist für den Laien der Quelltext der Inhaltsseite oft nicht auffindbar. Manche Browser benötigen für den Seitenaufbau mit Frames spürbar mehr Zeit als für frame-lose Seiten. Insgesamt ist der Pflegeaufwand für das gesamte Frame-System höher als für frame-lose Seiten. Letztendlich sind die Fehlermöglichkeiten wesentlich größer und steigen bei komplexer Verlinkung (vor allem von frame-losen externen Systemen) deutlich an.
Moderne Techniken wie PHP ermöglichen zahlreiche Vorteile ohne die Nachteile von Frames in Kauf zu nehmen. Persönlich rate ich deshalb heute in der Regel vom Einsatz von Frames ab.
Sie kategorisch als unergonomisch zu verteufeln, ist jedoch nicht gerechtfertigt. Die teilweise vorgebrachte Begründung, dass sie einen Verstoß gegen die Konvention des Internets darstellen, die angeblich voraussetzt, dass es aus ganzen selbständigen Seiten besteht, ist unzutreffend. (Siehe hierzu zum Beispiel den Ergonomie-Experten Jakob Nielsen). Es steht nirgends, dass ein Dokument nicht aus Frame-Teilen bestehen dürfe. Es handelt sich eher um das Wunschbild mancher Personen.
In den letzten Jahren verschwanden angesichts von CSS3 und JavaScript Frames weitgehend, weil die obigen Nachteile überwogen. Heute finden sie sich fast nur noch bei alten Auftritten.
Tabellen werden einerseits als Matrizen / Inhaltstabellen verwendet zur übersichtlichen und didaktischen Auflistung von tabellarischen Inhalten und andererseits als layouttechnische Gestaltungsmöglichkeit. Letzteres gehört zur Rubrik Einsatz typografischer Tricks, um das Layout zu kontrollieren und ist in Ergonomiekreisen, die sich mit einer behindertengerechten Gestaltung des Webs beschäftigen als indiskutable Zweckentfremdung verpönt. In der Tat bereitet der übermäßige zweckentfremdete Einsatz von vor allem verschachtelten Tabellen Probleme bei den Sprachausgabeprogrammen. Allerdings waren bis in die 2010er Jahre die meisten verfügbaren Browser nicht wirklich in der Lage, die alternative Layoutgestaltung mittels CSS sauber darzustellen. Deshalb führte lange für viele Zielgruppen kein Weg an der Tabelle als Mittel zur Seitengestaltung vorbei. Ergonomisch ist jedoch auch hierbei der sinnvolle Umgang mit diesem Instrument. In der Regel reicht eine einzige Tabelle für hervorragende Layouts aus.
Eindeutig unergonomisch ist hingegen der Gebrauch von festen Tabellenbreiten, die einen horizontalen Scroll-Balken verursachen. Gemeint sind hierbei feste Tabellen-, Spalten-, Zellenbreitenangaben in Pixel oder anderen Maßeinheiten, statt in Prozent der maximalen Bildschirmbreite. Dies zerstört in der Regel auf kleineren Bildschirmen das Layout. Untersuchungen - auch eigene - belegen ferner, dass Nutzer horizontale Scroll-Balken seltener benutzen als vertikale.
Lange Inhalts-Tabellen sollten Sie unterteilen. Dies erleichtert das Rendering im Browser und somit die subjektive Ladezeit für den Nutzer dramatisch, da er den ersten Teil sofort sieht. Sogar die objektiv messbare Zeit verringert sich, da drei Tabellen zu 30 Zeilen etwas schneller aufgebaut werden als eine zu 90.
Besondere Vorsicht ist bei Verschachtelungen von Tabellen angebracht. Vor allem ältere Browser-Versionen reagieren auf mehr als 3-4 Verschachtelungsebenen mit einer dramatisch längeren Rendering-Zeit. Die Browser arbeiten in der Regel beim Rendering verschachtelter Tabellen von innen nach außen und benötigen auch bei optimaler Implementierung im Browser je zusätzlicher Ebene deutlich mehr Zeit.
Zwar verwenden noch immer einige ältere Redaktionssysteme Tabellen zur Layout-Gestaltung. Aber insgesamt machen sie seit den 2020er Jahren nur noch einen kleinen Teil aus.
Angesichts der Verbreitung moderner Browser, welche alle in irgendeiner Form CSS-Layouts unterstützen, sollte man sich heute an dieser neuen HTML5-/CSS3-Variante zur Layout-Erstellung orientieren. Dennoch sei eingeräumt, dass fast jeder Browser CSS in den Details etwas anders umsetzt respektive die Befehle dazu abweichend interpretiert und es - vor allem bei Kombinationsbefehlen - so zu Browser-bedingten Abweichungen im Design kommen kann. Insbesondere betrifft dies Abstände und die horizontal mittige Ausrichtung, welche für unterschiedliche Elemente (wie z.B. Text und Divisions / Blöcke) zu bis heute unterschiedlichen und unerklärlichen Abweichungen führt. Und selbstverständlich beherrschen bis heute keineswegs alle Browser alle CSS-Befehle.
Vorsicht bei dieser Diskussion: Das betrifft nicht reine Inhaltstabellen, die man zur übersichtlichen und didaktischen Darstellung von tabellarischen Inhalten als Matrizen / Inhaltstabellen bis heute verwendet werden und auch verwenden werden sollen. Sie sind aus vielen Bereichen auch der Wissenschaft nicht wegzudenken, da sie auf schnellstem Weg hochkomplizierte Zusammenhänge sowie riesige Datenmengen übersichtlich darstellen und zugänglich machen können. Jene sind ergonomisch und bieten dank diverser erklärender Zusätze inzwischen auch für Behinderte einen deutlichen Mehrwert.
Bei den Vertretern des behindertengerechten Internets sowie vielen Puristen gilt Flash als Verstoß gegen die Ergonomie. Selbst wenn die Nachteile offensichtlich sind, so kann man das pauschale Urteil in dieser Form nicht akzeptieren. Dynamisch weiche oder videoähnliche Sequenzen lassen sich in HTML nicht darstellen. Hierzu bedarf es Flash oder hochmodernes JavaScript im Großeinsatz.
Beim Einsatz von Flash muss man auch eine reine Textversion anbieten. Allerdings stellt die typisch zu findende Auswahlseite Wählen Sie zwischen Flash und HTML
viele technisch unerfahrene Nutzer vor unlösbare Probleme. Sie können den Unterschied nicht verstehen! Hier helfen einfache erklärende Texte, die ergonomisch als Liste gestaltet sind. Z.B.: "Sie haben die Auswahl zwischen einer schnell ladenden Version in HTML und einer grafisch aufwändig gestalteten Version in Flash. Der Inhalt beider Versionen ist identisch."
Überprüfen Sie anhand der Logfiles, wie die Nutzung zwischen Flash- und der Nicht-Flash-Version tatsächlich verteilt ist und ziehen Sie dann die Konsequenzen.
Inhalte in Flash werden von kaum einer Suchmaschine richtig indiziert. Wichtiges sollte folglich auch noch in einer zugänglichen Variante angeboten werden.
Flash gilt bei Sehbehinderten und vor allem Blinden als Ausschlusskriterium. Weder Braille-Schrift Übersetzungsprogramme noch Sprachprogramme noch Vergrößerungs-Software können Flash bisher sauber auswerten.
Zwar wurde Flash vor einigen Jahren durch eine unfassbare, weltweit konzertierte Intrige verboten und kurzzeitig verbannt. Adobe als Hauptakteur stellte aus rein kommerziellen Gründen Flash Ende 2020 ein. Begründet wurde dieses inakzeptable Vorgehen mit angeblichen Sicherheitsbedenken - vor allem von Apple, dessen Techniker nie in der Lage waren, auf der eigenen Hardware Flash einigermaßen schnell laufen zu lassen. - Das war eine Mischung aus mangelndem Wissen, Nicht-Können und Nicht-Wollen. Jene vorgeschobenen Sicherheitsbedenken bestanden allerdings auch für den Ersatz / Nachfolger JavaScript bis heute und hätten auch bei Flash behoben werden können. Man wollte jedoch schlichtweg nicht. Denn es ging um Milliarden-Einnahmen der Kunden in neue Programme und neue Lizenzen, an denen sich Adobe bereicherte. Aber das Projekt Ruffle stellte kostenlos einen Flash-Player zur Verfügung, der sich inzwischen weltweit gegen das Intrigen-Kartell von Adobe, Apple und den Browser-Herstellern durchgesetzt hat. Heute finden sich die Flash-Plug-ins sogar in den offiziellen Shops und Webstores: Google Chrome im Google Store, Plug-in für Firefox bei Mozilla sowie das Plug-in / Extension für Edge im Microsoft Shop. Nicht als Browser-Plug-in, jedoch als Desktop-Version findet es sich sogar für Linux und Apple.
Man kann somit problemlos sowohl alte Flash-Animationen als Fima weiter betreiben, als auch als Nutzer weltweit verwenden.
Dennoch würde ich heute niemandem mehr empfehlen, in Flash neue Animationen zu erstellen. JavaScript für Animationen ist zwar notorisch unsicher und ebenfalls für Behinderte unzugänglich. Aber es wird sich dennoch durchsetzen, weil u.a. das Kartell aus Adobe, Apple und den Browser-Herstellern dies exakt so wünschen.
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